Menschen der älteren Generation unterscheiden sich deutlich, was den Zugang zu und die Nutzung von digitalen Medien betrifft. 81 Prozent der Personen ab 60 Jahren sind zumindest selten online, doch sinkt der Anteil deutlich mit steigendem Alter. Bei den Personen ab 80 Jahren ist jede/-r Zweite online, in der Altersgruppe ab 85 Jahren sind dann allerdings knapp zwei Drittel nicht oder zumindest nicht selbstständig in der digitalen Welt unterwegs. Die Nicht-Nutzung wird vor allem mit einem fehlenden Bedarf begründet, bspw. weil die klassischen Kommunikations- und Informationsmedien als ausreichend angesehen werden oder ein persönlicher Mehrwert nicht erwartet wird. Aber auch Sicherheitsfragen und mangelnde Unterstützung sind als Hinderungsgründe relevant. Zwei Fünftel der der Menschen, die offline sind, trauen sich die Nutzung des Internets nicht zu.
Personen ab 60 Jahren nutzen das Internet vor allem für Kommunikation und Information. 81 Prozent nutzen mindestens einmal in der Woche Suchmaschinen, drei Viertel WhatsApp oder andere Dienste für Kurznachrichten, 70 Prozent schreiben oder empfangen E-Mails und 68 Prozent informieren sich im Internet über Nachrichten/Aktuelles. Dies sind Ergebnisse der SIM-Studie 2021 (Senior*innen, Information, Medien) des Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest, die jetzt veröffentlicht wurde. Für die repräsentative Studie zur Mediennutzung und zu gerontologischen Fragestellungen wurden im Frühjahr 2021 3.005 Personen ab 60 Jahren, ohne Altersgrenze nach oben, in Deutschland telefonisch befragt.
Durch die Pandemie wurden in den vergangenen Monaten viele Lebensbereiche digitalisiert: Der Impfnachweis auf dem Smartphone, die Anmeldung für Veranstaltungen sind nur zwei Beispiele, für die ein Smartphone oder einen Online-Zugang notwendig sind. Obwohl das Internet bei vielen älteren Personen bereits Teil des Alltags ist, gibt es weiterhin große Defizite und Unsicherheiten im Umgang mit digitalen Geräten. Nur etwa jede vierte Person attestiert sich gute oder sehr gute Kenntnisse im Umgang mit einem Computer / Laptop oder dem Internet (je 24%), noch geringer wird die eigene Kompetenz bei Smartphone (22 %) oder Tablet (17 %) eingeschätzt. Nach Schulnoten betrachtet, geben sich die Befragten im Durchschnitt die Note 3,8 für die Smartphonekompetenz. Dies zeigt den enormen Bedarf an weiteren, kontinuierlichen und nachhaltigen Bildungsangeboten für ältere Menschen. Insbesondere Menschen ab 80 Jahren mangelt es an Unterstützung und am Zutrauen, den Online-Einstieg noch zu schaffen. Um eine weitere digitale Spaltung zu vermeiden, empfehlen die Verfasser*innen der Studie, dieser Personengruppe die Vorteile des Internets darzulegen und sie beim Einstieg zu begleiten. Hier bestehe, so das Fazit der Studie ein großer Bedarf an Bildungsmaßnahmen- und angeboten zur Vermittlung digitaler Kompetenzen. Die Befragung gibt aber auch einen Hinweis darauf, dass diese digitalen Geräte und Medien Defizite in der Zugänglichkeit und Benutzerfreundlichkeit für diese Zielgruppe aufweisen.
Das Informationsverhalten der älteren Generation ist deutlich von der Sozialisation mit den klassischen Medien wie Fernsehen und Tageszeitung geprägt. Vor allem beim aktuellen Weltgeschehen oder bspw. beim Thema „Corona“, ist das Fernsehen die erste Informationsquelle, bei regionalen Themen ist hingegen die Tageszeitung wichtigste Informantin. Allerdings ist das Internet bereits eine wichtige Alternative bei der Suche nach Informationen und liegt bei allen abgefragten Themengebieten unter den Top 3 der relevanten Informationsquellen. Bei der Information zu neuen Produkten oder zu einem aktuellen persönlichen Problem ist das Internet bereits erste Priorität.
Die SIM-Studie wurde vom Medienpädagogischen Forschungsverbund Südwest (mpfs) gemeinsam mit einer Arbeitsgruppe Gerontologie der Katholischen Hochschule Freiburg und der Universität Heidelberg erarbeitet.
Veröffentlicht am 16.03.2022