Interview mit Dirk Aschenbrenner, Leiter der Feuerwehr Dortmund und Vorstandsvorsitzender des Deutschen Rettungsrobotik-Zentrums
Roboter und Drohen helfen den Einsatzkräften bereits heute, wenn es um gefährliche Rettungseinsätze zum Beispiel mit Gefahrgut geht. Mit Hilfe von 5G können diese in Zukunft noch effizienter und leistungsfähiger werden. Das Deutsche Rettungsrobotik Zentrum (DRZ), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), und die Feuerwehr Dortmund erproben derzeit Einsatzmöglichkeiten und Chancen von mobilen Robotersystemen in einem sogenannten „Living Lab“. Welchen Nutzen 5G für die Feuerwehr und die Rettungsdienste hat, haben wir Dirk Aschenbrenner, Leiter der Feuerwehr Dortmund und Vorstandsvorsitzender des DRZ, gefragt.
Wo können Drohen und Rettungsroboter sinnvoll eingesetzt werden?
Ob zur Erkundung von unübersichtlichen, nicht zugänglichen Einsatzstellen, bei Waldbränden oder bei der Suche nach vermissten Menschen – die Bandbreite der Möglichkeiten wird immer größer. Es geht insgesamt um die Verbesserung von Rettungseinsätzen insbesondere in menschenfeindlichen Umgebungen. Drohnen und Robotersysteme werden künftig zunehmend dazu beitragen, Einsätze für gefährdete Menschen ebenso wie für Einsatzkräfte aber auch für bedeutende Sachwerte noch sicherer zu bewältigen. Erst kürzlich wurde das Deutsche Rettungsrobotik-Zentrum zur Unterstützung der Kriminalpolizei nach Berlin gerufen, um mit Drohnenunterstützung ein Lagebild von einer großen Halle zu bekommen, die nach einem Großfeuer nicht betreten werden konnte. Aber nicht nur einzelne Einsätze, sondern auch große Lagen und Katastrophen gehören zum Einsatzspektrum. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Kombination von Kommunikations- und Digitaltechnologien mit robotischen Systemen künftig Feuerwehren und Rettungsdiensten immer stärker die Möglichkeit eröffnen, Einsatzabläufe zu beschleunigen und zu verbessern.
Welche Einsatzgebiete müssen noch erforscht und erprobt werden?
Vor allem geht es um Einsätze unter besonders widrigen Bedingungen, zum Beispiel große Hitze oder fehlende Sicht. Vor allem beim Einsatz von Drohnen sind widrige Witterungsbedingungen ein Hindernis. Aber auch organisatorisch gibt es noch einige Herausforderungen – Stichworte: Anbindung und schnelle Verfügbarkeit. Außerdem gibt es noch vieles zu regeln bei der Datenübertragung sowie den Standards und Normen. Die Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb), die sich mit der Förderung der wissenschaftlichen und technischen Weiterentwicklung der Gefahrenabwehr befasst, hat das Thema auf der Prioritätenliste.
Welche Rolle spielt die schnelle Datenübertragung durch 5G?
Der Datenübertragung kommt aus mehreren Gründen eine zentrale Bedeutung zu: Ein digitales System wie ein Roboter ist auf Daten angewiesen. Zum Beispiel, um sich in einer unbekannten Umgebung orientieren zu können. Auf der anderen Seite produziert ein Roboter große Datenmengen. Hier geht es vor allem um die Sensoriken, die er zur Erstellung einer Umgebungskarte erstellt, die wiederum für die Navigation genutzt wird. Diese Daten sind aber auch für Einsatzkräfte wertvoll – beispielsweise als hochgenaue, aktuelle Abbildungen der Schadensstelle. Die Übertragung solcher Datenmengen setzt natürlich leistungsstarke Übertragungsnetze voraus. Bisher stehen diese leistungsstarken Netze den BOS heute nur sehr eingeschränkt oder nicht bevorrechtigt zur Verfügung. Der behördeneigene TETRA-Funk ist derzeit zur Übertragung solcher Datenmengen völlig ungeeignet. Roboter werden auf absehbare Zeit stets von Piloten oder Operatoren bedient, die darauf angewiesen sind, dass eine störungsfreie Übertragung der Steuersignale in Echtzeit möglich ist.
Wo liegen die Herausforderungen?
Unsere Forderung ist, dass es für die BOS in den Netzen eine gewisse Bevorrechtigung gibt. Schließlich geht es hier um Menschenleben. Natürlich muss eine Ausfallsicherheit gewährleistet sein und Redundanz sichergestellt werden. Nicht vergessen werden darf natürlich die Datensicherheit. Ein weiteres Thema sind die Schnittstellen auf den Systemen. Aber hier sehe ich eher keine großen Probleme, denn vieles ist bereits gelöst.