Edge Computing

Zu den Anforderungen, die insbesondere 5G-Netze bei Bedarf erfüllen sollen, zählen extrem niedrige Latenzzeiten. Sie ermöglichen künftige Anwendungen, die Datenaustausch beziehungsweise Reaktionen aus dem Netz in nahezu Echtzeit erfordern – beispielsweise die Übertragung von Virtual-Reality-Inhalten aus dem Netz oder schneller Datenaustausch zwischen Fahrzeugen, was in Zukunft etwa vernetztes Fahren unterstützen soll.

Die geforderte „Echtzeit“ bedeutet aus technischer Sicht Latenzen (also Reaktionszeiten) in der Größenordnung weniger Millisekunden. Wenn so geringe Latenzen benötigt werden, stoßen klassische Netz-Architekturen an ihre Grenzen. Die Datenübertragung zwischen einer Mobilfunkzelle und einem Rechenzentrum in der Zentrale des Netzbetreibers nimmt schlicht zu viel Zeit in Anspruch. So wird sogar die Lichtgeschwindigkeit zu einem limitierenden Faktor. Sollen in Zukunft Latenzen in der Größenordnung von einer Millisekunde erreicht werden, würde diese Zeit allein schon für den Datentransport über 200 bis 300 Kilometer Glasfaserkabel aufgezehrt – selbst im Glasfaser laufen die Signale etwas langsamer als mit der theoretischen Maximalgeschwindigkeit von 300.000 Kilometer pro Sekunde bzw. 300 km pro Millisekunde.

Edge Computing bietet eine Lösung für diese Herausforderung: Statt auf zentrale Cloud-Rechenzentren zu setzen, rücken die Rechenzentren näher an die Mobilfunk-Basisstationen heran – und somit an die Außenkante (englisch „Edge“) des Netzes. So ermöglichen sie die Ausführung von zeitkritischen Aufgaben. Ein erster Schritt besteht darin, mehrere Cloud-Rechenzentren über Deutschland zu verteilen, damit ihre Entfernung zu den Mobilfunkzellen abnimmt. Im Zuge einer zunehmenden Verdichtung rücken kleine Rechenzentren immer näher an die Basisstationen heran oder werden sogar zu einem Teil von ihnen. In jedem Fall sorgt das Netz für eine intelligente Verteilung der Rechenlasten und weist Abfragen oder Berechnungen dem jeweils am nächsten gelegenen Edge-Computing-System zu. Entsprechende Lösungen sind dann ein Angebot, das die Netzbetreiber den Betreibern oder kommerziellen Nutzern von Echtzeitanwendungen machen – von Fahrzeugherstellern über Industrieunternehmen bis hin zu App-Anbietern.

Die sogenannte „Edge Cloud“ hält dann von den Anwendungen benötigte Daten vor – beispielsweise lokale Verkehrs- oder Wetterinformationen – oder stellt benötige Rechenleistung zur Verfügung, etwa zum Erzeugen der grafischen Inhalte für Virtual  oder Augmented Reality oder zur Analyse von Kamerabildern. Edge Computing unterstützt damit die Anwendungen und Endgeräte auf Nutzerseite.

Grundsätzlich lässt sich Edge Computing auch über Festnetz-Zugänge anbieten – dies kommt beispielsweise in Frage für Anwendungen im Bereich Industrie 4.0 oder in manchen Fällen auch für IoT (Internet of Things, Internet der Dinge). Manche Anbieter sprechen in diesem Zusammenhang von „Multi-Access Edge Computing“ beziehungsweise kurz MEC und verdeutlichen damit, dass der Zugang zu den latenzoptimierten Cloud-Ressourcen über verschiedene Zugangstechnologien bereitgestellt werden kann. Der Fokus liegt aber in der Regel auf mobilen Anwendungen und deren Bereitstellung über Mobilfunknetze – weshalb häufig auch von „Mobile Edge Computing“ die Rede ist.

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