Die Geschichte des Mobilfunks in Deutschland reicht bis in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts zurück. Bereits vor dem Start des sogenannten A-Netzes Ende der 50er Jahre gab es mobile Telefonie in Zügen der Bahn. Ein wichtiger Etappenpunkt in der Mobilfunk-Geschichte der Bundesrepublik war 1958 die Einrichtung des A-Netzes. Unter dem Namen „Öffentlicher beweglicher Landfunkdienst“ hat die Deutsche Bundespost den analogen handvermittelten mobilen Dienst bis in Jahr 1977 betrieben. Das nachfolgende analoge B-Netz war von 1972 bis 1995 in Betrieb.
C-Netz: Analoger Einstieg in die mobile Kommunikation
In den 1980er Jahren, als die Deutsche Bundespost das analoge C-Netz einführte kam etwas Dynamik in die mobile Telefonie. Knapp 4.000 US-Dollar teuer und so schwer wie eine volle Wasserflasche – das kennzeichnete den Urahn der heutigen Handys, das Motorola Dynatac 8000. Der erste Anruf erfolgte 1983 in einem amerikanischen Restaurant. Und der musste kurz sein, denn die Laufzeit des Akkus betrug nur 30 Minuten. Auch die Gesprächsgebühren waren wenig nutzerfreundlich, sodass das mobile Telefonieren wenigen Privilegierten vorbehalten war. Die mobilen Telefone waren groß, schwer und teuer, sie wurden anfangs fast ausschließlich als Autotelefon eingesetzt. In der dritten und letzten analogen Generation des Mobilfunks waren rund 850.000 Teilnehmer bis Ende 2000 im Netz der DeTeMobil.
Mit den D-Netzen startet der Massenmarkt
1992 wurden die D-Netze von der Deutschen Telekom und Mannesmann Mobilfunk in Betrieb genommen. Damit war eine verbesserte Signalqualität und eine höhere Kapazität verbunden. Zwei Jahre später folgte das E-Netz von E-Plus. Gleichzeitig wurde der GSM-Standard (Global System for Mobile Communication) eingeführt. Die digitalen D- und E-Mobilfunknetze, zusammengefasst unter dem Begriff der zweiten Mobilfunkgeneration (2G), ermöglichten der breiten Bevölkerung Zugang zur Mobilkommunikation.
Die Bezeichnung „Handy“ setzt sich durch
Die Privatisierung der Telekommunikation und der Wettbewerb zwischen den verschiedenen Netzbetreibern führten zu einem schnellen Fortschritt der Technologie. Mit der zunehmenden Verfügbarkeit von Mobilfunkgeräten auf dem Markt wurden sie schnell erschwinglicher und breiter zugänglich. Damit einher ging die Entwicklung immer kleinerer und leichterer Telefongeräte, für die sich in Deutschland schnell der Begriff „Handy“ durchsetzte. Es ist jedoch nicht bekannt, wer den Begriff zum ersten Mal benutzt hat oder wann er zum ersten Mal verwendet wurde. Mitte der 90er Jahre wurde der SMS-Dienst eingeführt und schnell zur meistgenutzten Handyfunktion nach der Telefonie.
Das Internet wird mobil
Internetfähig wurden die Geräte durch die Entwicklung des UMTS-Standards, der als dritte Mobilfunkgeneration (3G) bezeichnet wird. UMTS, in den späten 1990er Jahren entwickelt, ermöglichte erstmals die gleichzeitige Übertragung von Sprache und Daten, sodass während eines Gesprächs parallel im Internet gesurft werden konnte. Damit wurden Handys zu leistungsfähigen Computern, mit denen auch telefoniert wurde. Mindestens in gleichem Maße nutzen die Menschen sie aber als Fotoapparate oder zum Musik hören. Durch diese vielseitige und stetig wachsende Nutzung nahm die mobil übertragene Datenmenge stetig zu.
Das Handy wird zum Smartphone
Das erste Smartphone, das als solches bezeichnet werden kann, war der IBM Simon, der im Jahr 1993 vorgestellt wurde. Das Gerät verfügte über ein berührungsempfindliches Display, eine einfache Kamera und konnte per Eingabe-Stift bedient werden. Es konnte außerdem E-Mails empfangen, Fax-Nachrichten senden und empfangen, sowie Notizen aufnehmen.
Allerdings dauerte es noch einige Jahre, bis Smartphones wirklich im Massenmarkt Verbreitung fanden. Erst mit der Einführung des ersten Apple iPhones im Jahr 2007 begann die Ära der modernen Smartphones, die heute allgegenwärtig sind. Seitdem haben sich Smartphones kontinuierlich weiterentwickelt und bieten heute eine Vielzahl von Funktionen, darunter Internetzugang, Social-Media-Apps, GPS-Ortung und vieles mehr.
Immer mehr Daten verlangen nach leistungsfähigen Netzen
Auf die gestiegenen Anforderungen im Hinblick auf die Übertragungsgeschwindigkeit reagierte der Mobilfunkstandard LTE (Long Term Evolution), auch als 4G bezeichnet. Mit deutlich höheren Datenübertragungsraten als vorherige Übertragungstechniken steigert LTE die Leistungsfähigkeit der Mobilfunknetze maßgeblich.
2019 kam mit 5G ist der derzeit aktuellste Übertragungsstandard. Dieser ermöglicht schnellere Datenübertragungen, kürzere Latenzzeiten und eine höhere Netzwerkkapazität. 5G ist in der Lage, eine Vielzahl von Anwendungen zu unterstützen, darunter auch solche, die eine sehr hohe Bandbreite erfordern, wie beispielsweise virtuelle Realität, Augmented Reality und autonom fahrende Fahrzeuge.
Mehr SIM-Karten als Einwohner
Heute ist das Mobiltelefon in Deutschland ein wichtiger Bestandteil des täglichen Lebens. Annähernd jede/r hat ein mobiles Gerät, und der fast flächendeckende Ausbau von 4G und 5G sorgt für schnelle und zuverlässige Internetverbindungen. Das 3G-Netz in Deutschland wurde 2021 abgeschaltet, das 2G-Netz wird weiter betrieben.
Seit der Einführung des ersten GSM-Netzes im Sommer 1992 hat sich der Mobilfunk in Deutschland rasant entwickelt. Zum Ende des Jahres 2021 wurden nach Erhebungen der Bundesnetzagentur 106,4 Mio. SIM-Karten aktiv genutzt. Karten für die Datenkommunikation zwischen Maschinen (Machine to Machine – M2M) sind in diesen Angaben nicht enthalten. Statistisch entfallen damit auf jeden Einwohner etwa 1,3 Karten.
Bei der Entwicklung des Datenvolumens im Mobilfunk in Deutschland zeigt der Trend weiterhin deutlich nach oben. Im Jahr 2021 wurden in den Mobilfunknetzen rund 5,5 Milliarden Gigabyte an Daten übertragen.[1]
Meilensteine der Mobilfunkentwicklung
1918 Die Deutsche Reichsbahn startet erste Tests zur mobilen Telefonie.
1926 Erste mobile Funkübertragung auf der Bahnstrecke Berlin-Hamburg
1958 Das A-Netz startet als erstes nationales Mobilfunknetz
1972 Das B-Netz startet: Telefonieren ohne Vermittlung ist möglich
1983 Das erste tragbare Mobiltelefon: Motorola Dynatac 8000
1985 Das C-Netz startet
1992 Einführung des GSM-Standards: Die zweite Mobilfunkgeneration (2G) startet mit den D-Netzen
1993 Über eine Million Mobilfunkanschlüsse gibt es in Deutschland
1994 Start des ersten E-Netzes, das B-Netz wird eingestellt
1995 Der Short Message Service (SMS) wird eingeführt
1997 Pre-Paid-Karten kommen auf den Markt
1998 Über 10 Millionen Mobilfunkanschlüsse in Deutschland
2000 Start vom UMTS (3G), Versteigerung der Frequenzen für rund 50 Milliarden Euro, größte Auktion in der Geschichte der Telekommunikation
2000 Das C-Netz wird eingestellt
2006 Über 85 Millionen Mobilfunkanschlüsse in Deutschland
2006 LTE kurz für Long Term Evolution (4G) wird standardisiert
2010 Start LTE in Deutschland
2011 55 Milliarden SMS werden in Deutschland versendet
2012 Einführung von LTE Advanced: Höhere Datenübertragungsraten durch Frequenzbündelung
2015 Einführung von VoLTE (Voice over LTE), d.h. Sprachübertragung über LTE
2017 Einführung von eSIM-Karten
2019 Versteigerung der Frequenzen für 5G an vier Mobilfunkunternehmen
2020 Start der 5G-Netze in Deutschland
2021 Abschaltung der UMTS-Netze (3G)
2021 Start 5G-Standalone: geringere Latenzzeiten, eigenes Kernnetz, Ende-zu-Ende 5G
2023 Voice over 5G: Sprachübertragung über 5G