- Für effizientere Katastrophenwarnungen auf dem Smartphone führen das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Mobilfunk-Netzbetreiber den Warndienst „Cell Broadcast“ ein.
- Ein bundesweiter erster Probelauf ist am bundesweiten Warntag von Bund und Ländern am 8. Dezember 2022 geplant.
- Den Regelbetrieb soll Cell Broadcast nach aktuellem Planungsstand dann Ende Februar 2023 aufnehmen.
In Folge der Flutkatastrophe, die 2021 mehrere Regionen in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen verwüstete, entschieden EU und deutsche Politik, digitale Infrastrukturen für Katastrophenwarnungen bereitzustellen beziehungsweise auszubauen. Dabei spielt das Smartphone eine besondere Rolle.
Zum einen bieten Katastrophen-Warn-Apps wie NINA (Notfall-Informations- und Nachrichten-App) oder KatWarn die Möglichkeit, detaillierte Warnmeldungen gezielt zu übertragen. Dazu müssen eine oder mehrere solche Apps aber auch wirklich auf dem Smartphone installiert sein. Das ist dringend zu empfehlen, kann aber in den Warn-Konzepten nicht als gegeben vorausgesetzt werden.
Deshalb ergänzt zum anderen die Netz-Funktion Cell Broadcast die digitalen Warnkanäle. In Deutschland haben das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) und die Mobilfunk-Netzbetreiber eng zusammengearbeitet, um diese Warnfunktion bundesweit bereitzustellen. Cell Broadcast ist eine lokale Benachrichtigungsfunktion, die Warnmeldungen an alle Mobiltelefone aussendet, die in einem bestimmten Bereich des Mobilfunknetzes angemeldet sind. Das können eine oder mehrere Mobilfunkzellen sein, auch bundesweite Warnungen sind möglich.
Generell sollte ein Großteil der Mobiltelefone in Deutschland Warnungen via Cell Broadcast empfangen können – dies gilt für Smartphones ebenso wie für ältere, einfachere „Handys“. Da die Empfangstauglichkeit aber von vielen Faktoren wie Gerätemodellen oder Softwareständen abhängt, können die Netzbetreiber keine verbindlichen Aussagen treffen, ob die Technik von bestimmten Geräten unterstützt wird oder nicht. Wer im Zweifel ist, sollte sich an den Hersteller des Mobiltelefons wenden.
Cell-Broadcast-Mitteilungen sind reine Textnachrichten, deren Umfang jedoch länger sein kann als die zum Beispiel von SMS gewohnten 160 Zeichen. Die hierfür erforderliche Datenübertragung wird auch durch ein erhöhtes Aufkommen an Mobilfunkgesprächen nicht beeinflusst. Selbst für den Fall, dass die Kapazität einer Mobilfunkzelle für Sprachverbindungen ausgelastet ist, hat dies keinen Einfluss auf die Übertragung von Warnmeldungen über Cell Broadcast. Voraussetzung ist aber selbstverständlich, dass das Mobiltelefon empfangsbereit – also eingeschaltet und im Netz angemeldet – ist.
Detaillierte Einstellungen im Smartphone
Die deutschen Mobilfunknetzbetreiber haben die Cell-Broadcast-Technik in den vergangenen Monaten in ihren Netzen aufgebaut und ihre Kunden auch schon darüber informiert, welche Einstellungen am Mobiltelefon je nach Smartphone-Betriebssystem und gegebenenfalls Gerätetyp zur Verfügung stehen (siehe auch Kasten unten).
In den Geräteeinstellungen von iOS- und Android-Smartphones finden sich in Untermenüs wie „Cell Broadcast“ oder „Notfallbenachrichtigungen“ die Varianten „Extreme Gefahren“, „Erhebliche Gefahren“ (nur unter Android), „Gefahreninformationen“ und „Testwarnungen“. Sie repräsentieren unterschiedliche Warnstufen, deren Signalisierung sich jeweils gezielt ein- oder ausschalten lässt. Empfehlenswert ist allerdings, alle zur Wahl stehenden Stufen eingeschaltet zu lassen, damit gerade in der aktuellen Erprobungsphase auch Testwarnungen ankommen. Ohnehin sollen im späteren Regelbetrieb Benachrichtigungen nur im Rahmen offizieller Warnungen erfolgen. Ohnehin nicht unterdrücken lassen sich Meldungen der höchsten Warnstufe 1. Dabei handelt es sich um die höchste Dringlichkeitsstufe, die ausschließlich vom Bund genutzt wird und beispielsweise Warnmeldungen umfasst, die bundesweite Relevanz haben – wie etwa ein Verteidigungsfall. Die Mobilfunkunternehmen sind lediglich die „Postboten“ der Warnmeldung. Sie erhalten die Inhalte von Bund, Land oder den untersten Katastrophenschutzbehörden auf Landkreisebene und leiten diese ohne Änderungen durch ihr jeweiliges Mobilfunknetz an die Empfänger weiter.
Erster Probelauf am 8. Dezember 2022, Regelbetrieb Ende Februar 2023
Für einen ersten Probelauf wurde der bundesweite Warntag von Bund und Ländern, der normalerweise am 8. September stattfindet, in diesem Jahr ausnahmsweise auf den 8. Dezember verschoben. Dieser Warntag ist als bewusster Stresstest für die Warninfrastruktur in Deutschland gedacht – daher werden neben der neuen Warnung über Cell Broadcast an diesem Tag um 11.00 Uhr auch andere Warnwege wie etwa Sirenenalarme erprobt. Zum Test der Cell-Broadcast-Funktion ist geplant, eine Probewarnmeldung der höchsten Stufe zu versenden.
Das BBK und die Netzbetreiber weisen darauf hin, dass die Cell-Broadcast-Funktion sich derzeit noch im Erprobungsbetrieb befindet. Der Warntag am 8. Dezember spielt dafür eine wichtige Rolle – beispielsweise können aber noch Software-Updates für bestimmte Smartphone-Typen erforderlich werden. Den Regelbetrieb soll Cell Broadcast nach aktuellem Planungsstand Ende Februar 2023 aufnehmen.