- Das Projekt MOMENTUM des Innovation Center Computer-Assisted Surgery (ICCAS) an der Universität Leipzig untersucht die künftige 5G-Anbindung von Rettungsfahrzeugen.
- So können schon im Rettungswagen Untersuchungen durchgeführt werden, die bisher nur im Krankenhaus möglich waren. Damit kann sich die Klinik optimal auf die Ankunft des Patienten vorbereiten.
- Zudem könnte künftig ein telemedizinisch betreuender Arzt eine Live-Begutachtung des Patienten bereits im Rettungswagen vornehmen.
An der Universität Leipzig entwickelt das ICCAS – das Innovation Center Computer-Assisted Surgery – im Rahmen des Projekts MOMENTUM (Mobile Medizintechnik für die integrierte Notfallversorgung und Unfallmedizin) Lösungen für 5G-basierte Vernetzung von Rettungsfahrzeugen.
Prof. Thomas Neumuth, Technischer Direktor des ICCAS, erklärt die Motivation dahinter: „Wir sehen in zwei großen Bereichen den Bedarf, die Notfallmedizin mithilfe von Technologien zu unterstützen: Zum einen die digitale Erhebung und Übertragung von Informationen – damit Informationen über einen Patienten schon vorab im Krankenhaus ankommen, damit sich die Kollegen dort bestmöglich vorbereiten können. Zum anderen sehen wir ein großes Potenzial, Medizingeräte mobil zu machen. Viele dieser Geräte sind nur in den Krankenhäusern oder Notaufnahmen verfügbar, weil sie einfach zu groß und schwer sind. Deswegen muss der Patient zu den Geräten gebracht werden, um angemessen untersucht werden zu können.“
Hier könne 5G helfen. Bei der Mobilisierung von Medizintechnologie soll der neue Mobilfunkstandard eine große Rolle spielen, weil er große Bandbreiten und schnelle Reaktionszeiten bietet – etwa für die Übertragung von Ultraschallbildern aus dem Rettungsfahrzeug ins Krankenhaus in nahezu Echtzeit. So könnte ein telemedizinisch betreuender Arzt eine Live-Begutachtung des Patienten bereits im Rettungswagen vornehmen.
Die Herausforderung, so Prof. Neumuth, liegt vor allem darin, dass die Netze noch nicht vollständig ausgebaut sind. Vor allem im ländlichen Raum werde es noch eine Zeitlang dauern, bis die 5G-Technologie dort in ausreichendem Maße verfügbar ist.
Ein vernetzter Rettungswagen existiert bereits als Prototyp
Doch die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren: Während des Besuchs des Videoteams in Leipzig im Spätsommer 2020 wurde gerade ein erster Rettungswagen umgebaut, um kurz darauf als Prototyp die Fernanbindung der Diagnose-Technik via 5G testen und weiterentwickeln zu können.
Weitere Hintergründe dieses Projekts erläutert Dr. Max Rockstroh, Teamleiter und Projektmanager am ICCAS: „Wir arbeiten mit Partnern aus der Industrie, von anderen Universitäten und bei den Mobilfunkbetreibern zusammen, um die 5G-Anbindung des Rettungswagens zu realisieren.“
Über Bildschirme oder Tablets – oder auch per Augmented Reality etwa über eine „Hololens“ – kann der Behandelnde im Rettungswagen dann Ultraschall-Aufnahmen oder andere Diagnosedaten mit einem telemedizinisch angebundenen Arzt austauschen und von diesem direktes Feedback erhalten.
Die Verfügbarkeit von hohen Bandbreiten und gleichzeitig garantierter Qualität der Datenübertragung wird es somit in Zukunft möglich machen, dass schon im Rettungswagen Untersuchungen durchgeführt werden, die bisher nur im Krankenhaus möglich waren. So kann sich die Klinik optimal auf die Ankunft des Patienten vorbereiten. Projekte dieser Art gibt es im Übrigen mehrere in Deutschland, sodass Patientinnen und Patienten im ganzen Land von dieser Technik profitieren werden.
In unserem rund achtminütigen Videobeitrag sehen Sie das Interview mit Prof. Thomas Neumuth und Dr. Max Rockstroh in voller Länge – und bekommen dort aufschlussreiche Einblicke in die Medizintechnik von morgen.
Zum Videobeitrag über 5G-basierte vernetzte Diagnostik schon im Rettungswagen >>>