Eine schädliche Wirkung von elektromagnetischen Feldern auf Insekten kann auf Basis der aktuellen Forschung nicht nachgewiesen werden. Darauf hat das Bundesamt für Strahlenschutz jetzt in einer Stellungnahme hingewiesen, nachdem eine Veröffentlichung von NABU Baden-Württemberg dies in den Raum gestellt hatte. In der Zeitschrift Umwelt-Medizin-Gesellschaft wurde kürzlich ein Übersichtsartikel „Biologische Wirkungen von elektromagnetischen Feldern auf Insekten“ von Alain Thill veröffentlicht. Der Autor bezeichnet die Übersichtsarbeit als systematisches Review, d.h. es fanden keine eigenen experimentellen Forschungsarbeiten statt. Insgesamt wurden 190 Artikel gesichtet, 83 Artikel verblieben für eine weiterführende Bewertung, davon haben aus Sicht des Autors 72 einen Effekt gezeigt. Daraus schlussfolgert der Autor, dass elektromagnetische Felder einen ernstzunehmenden Einfluss auf die Vitalität der Insektenpopulationen haben könnten.
Das BfS bezeichnet die Aussagen der Auftraggeber der Studie zum Erkenntnisstand der Wirkung von Mobilfunk auf Insekten als „nicht zutreffend“. Es weist die Schlussfolgerung zurück, dass mit diesem Übersichtsartikel negative Einflüsse von elektromagnetischen Feldern, hier insbesondere von Mobilfunk, auf Insekten nachgewiesen wurden. Es werden eine Vielzahl von angeblich schädigenden Effekten genannt. Viele davon sind biologische Wirkungen, die im Bereich des Verhaltens nicht zwingend schädlich sein müssen. Andere treten nur in Frequenzbereichen auf, die nicht dem Mobilfunk zuzuordnen sind. „Für einen Nachweis eines tatsächlich ursächlichen Zusammenhangs müssten mehrere Studien von hoher Qualität übereinstimmend diesen Zusammenhang zwischen EMF und den genannten schädigenden Wirkungen gezeigt haben“, sagt das BfS in der Stellungnahme. Es weist auch darauf hin, dass Ungenauigkeiten des Autors Grundlage für „Fehlinterpretationen“ und „falsche Zuordnungen“ in der späteren Pressemitteilung gewesen seien.
Aus Sicht des BfS gibt es zu wenige Studien zu möglichen Wirkungen nieder- und hochfrequenter Felder auf die Tier- und Pflanzenwelt und noch weniger von hoher Qualität. Es sei deshalb weitere Forschung nötig. Dies war auch das Ergebnis eines vom BfS im November 2019 organisierten internationalen Workshops, in dem Experten aus Zoologie, Botanik, Ökologie, Umwelt- und Strahlenschutz den aktuellen Stand der Forschung zu Wirkungen elektrischer, magnetischer und elektromagnetischer Feldern auf Tiere, Pflanzen und Ökosysteme zusammenfassten.