Die Blockchain-Technologie sei die größte Erfindung der jetzigen Generation, sagen Experten. Sie habe das Potential, Wirtschaft und Gesellschaft grundlegend zu verändern. Was steckt dahinter? Die Blockchain ist eine dezentrale Datenbank, die allen Teilnehmern gehört. Sie ist offen einsehbar, hochverschlüsselt, und nach heutigem Verständnis nicht manipulierbar. Im Gegensatz zu anderen Datenbanken arbeitet Blockchain nicht mit einem zentralen Rechner, sondern greift auf dezentrale Computer zu. Die Computer dienen als vernetztes Register, das sich nicht manipulieren lässt. Sie speichern Transaktionen in laufend erweiterten, digitalen Einheiten, den sogenannten Blöcken, die bei jedem Geschäft an sämtliche beteiligten Computer übertragen werden. Hat ein Block eine gewisse Größe erreicht, wird ein neuer Block geschaffen. So entsteht im übertragenen Sinn eine Kette, der am unteren Ende ständig neue Elemente hinzugefügt werden (daher auch der Begriff Blockchain = Blockkette). Ist ein Block vollständig, wird der nächste erzeugt. Jeder Block enthält eine Prüfsumme des vorhergehenden Blocks.
Die Blockchain-Technologie ist das Rückgrat von digitalen Währungen wie beispielsweise Bitcoin. Blockchain-basierte Marktplätze können ohne einen herkömmlichen „Zwischenhändler“ wie eine Bank oder einen Energieversorger auskommen. Blockchain-Anwendungen ermöglichen es so zum Beispiel, weltweit Geld über das Smartphone zu verschicken oder zu bezahlen, ganz ohne Kreditkarte und Bankkonto. Das hilft Millionen von Menschen, die kein Bankkonto besitzen. Gerade Schwellen- und Entwicklungsländer können von der Blockchain-Technologie profitieren, da das Mobilfunknetz meist gut ausgebaut ist und keine weitere Infrastruktur vorhanden sein muss. So kann die dezentrale Datenbank einen Entwicklungsschub für viele Länder bieten, ohne dass dafür erst überall Bankfilialen oder Telefonleitungen errichtet werden müssen.
Zukünftig ist per Blockchain auch der Handel mit Energie über den Gartenzaun hinweg denkbar: Ein Hausbesitzer mit einer Solaranlage könnte dem Nachbarn ein paar Kilowattstunden Strom verkaufen, ohne dass ein Energieversorger beteiligt sein muss. Doch auch bei den Energieversorgern und den Banken befindet sich die Anwendung der Blockchain-Technologie auf dem Prüfstand. Kaufvorgänge werden dabei nicht über eine zentrale Plattform abgewickelt, sondern im Verbund aller Computer, die an dem System teilnehmen. Sicherheit, Transparenz und Effizienz, das sind die Versprechen der Blockchain-Technologie – sowohl für Verbraucher wie auch für Unternehmen. So reichen die Anwendungsszenarien von der Finanz- und Versicherungsbranche, dem Energiesektor, der Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge (Internet of Things) bis hin zur Lieferkette und zur Unterhaltungsindustrie. Vom Bezahlen kleinster Beträge beim Bäcker mit dem Smartphone über die Abrechnung des Aufladens von Elektrofahrzeugen bis hin zu intelligenten Verträgen (smart contracts), die die Vermietung von Fahrrädern oder Autos vereinfachen, da sie ohne Papier auskommen. Die Vereinten Nation (UN) nutzen Blockchain bereits um Hilfsgelder in Jordanien zu verteilen. In Flüchtlingscamps werden kryptografisch gesicherte Gutscheine an die Menschen verteilt. Mit diesen Gutscheinen können sie dann Hilfsgüter erwerben. Bis August 2017 sollen 100.000 Nutzer so vom Welternährungsprogramm erreicht werden.
Den Vorteilen stehen aber auch offene Fragen gegenüber. Die meisten Anwendungen finden sich in der Entwicklungsphase, Langzeiterfahrungen fehlen. Weil sich das Blockchain-Register chronologisch erweitert, führt der Betrieb zu einer extrem schnell ansteigenden Datenmenge. Auch die Blockchain-Technologie bedarf daher zu ihrer weiteren Anwendbarkeit und Verbreitung einer modernen IT-Infrastruktur und zeitgemäßen Übertragungsmöglichkeiten im Mobilfunkbereich und in den Festnetzen. Die künftigen Mobilfunknetze der 5. Generation mit Übertragungsgeschwindigkeiten im Gigabit-Bereich und kurzen Latenzzeiten können dazu einen wichtigen Beitrag leisten.