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Nach welchem Verfahren werden Forschungsergebnisse bewertet?

Bei der Bewertung von Forschungsergebnissen zum Mobilfunk lautet die zentrale Frage: Können die elektromagnetischen Felder zu Gesundheitsrisiken führen? Um darauf aussagekräftige Antworten zu finden, überprüfen nationale und internationale Institutionen und Gremien laufend die aktuellen wissenschaftlichen Analysen.

Die internationale Strahlenschutzkommission (ICNIRP), die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die deutsche Strahlenschutzkommission (SSK) werten die vorliegenden Forschungsergebnisse aus und beurteilen diese nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten. Überprüft wird einerseits die methodische Qualität – wurde ein sinnvoller analytischer Ansatz gewählt? –, andererseits die Aussagekraft der erzielten Befunde. Dabei sind vier Punkte von besonderer Bedeutung: Lässt sich ein Effekt auf das biologische System von Menschen und Tieren nachweisen? Ist die Ursache des Effektes tatsächlich der Mobilfunk? Ist der Effekt gesundheitlich bedeutsam? Und lässt sich ein Schwellenwert für den Effekt ermitteln?

Diese Vorgehensweise wird anhand eines Beispiels verdeutlicht. In der Diskussion um Mobilfunk und Gesundheit werden häufig Forschungsarbeiten genannt, die Hirnstromveränderungen mit dem EEG (Elektro-Enzephalogramm) untersuchen. Hier ist das Ziel, zweifelsfrei zu klären, ob tatsächlich Hirnstromveränderungen festgestellt wurden, deren Ursache der Mobilfunk sein könnte.

In diesem Zusammenhang ist wichtig, dass immer alle vorliegenden Arbeiten zu einer Fragestellung berücksichtigt werden. Nur so ist eine fundierte und aussagekräftige Risikobewertung möglich. Denn für die Wissenschaft gilt ein Effekt erst dann als nachgewiesen, wenn verschiedene wissenschaftliche Arbeitsgruppen ein Experiment wiederholt und das Ergebnis bestätigt haben.

Wurde ein Effekt mit Sicherheit nachgewiesen, ist im nächsten Schritt zu überprüfen, ob tatsächlich die elektromagnetischen Felder des Mobilfunks die Auslöser sind oder ob andere Einflussfaktoren eine Rolle spielen. Gerade bei sehr sensiblen Messmethoden wie dem EEG ist dies häufig der Fall. Es ist äußerst wichtig, derartige Fehlerquellen auszuschließen.

Weiterhin muss die Frage beantwortet werden, ob die beobachteten Effekte für die Gesundheit von Bedeutung sind. Was besagt eine Veränderung des EEGs in gegebenen Fall? Und schließlich ist zu prüfen, ob mit diesen Effekten auch außerhalb des Experiments zu rechnen ist. Es gilt also herauszufinden, ob unter alltäglichen Bedingungen der Mobilfunknutzung Handynutzer oder Bürger, die in der Nähe von Mobilfunkbasisstationen leben, betroffen sein könnten.

Wissenschaftliche Vorgehensweise bei der Bewertung von Untersuchungsergebnissen

Die Experten verfolgen bei der Bewertung der Forschungsergebnisse zu möglichen Auswirkungen elektromagnetischer Felder eine allgemein anerkannte, wissenschaftliche Vorgehensweise:

  • Sie stützen sich vor allem auf Informationen aus erster Hand. Das sind zum Beispiel wissenschaftliche Arbeiten, die in Fachzeitschriften veröffentlicht wurden.
  • Die Fachleute prüfen, ob die in den Untersuchungen verwandten Analyseverfahren keine Fehler aufweisen und ob sie den strengen Maßstäben des wissenschaftlichen Vorgehens genügen.
  • Sie gehen der Frage nach, ob eine in den Arbeiten beschriebene Wirkung auch von anderen Wissenschaftlern festgestellt und somit bestätigt werden konnte.
  • Sie fragen darüber hinaus, ob der Effekt gesundheitlich bedeutsam ist und ob an Zellen oder Tieren gewonnene Befunde ohne weiteres auf den Menschen übertragen werden können.
  • Im Rahmen ihrer Forschungsbewertung ziehen die Experten immer alle zu einem Thema oder einer Fragestellung vorliegenden Untersuchungen heran. Sie stützen ihr Urteil also nicht auf einzelne Arbeiten.

Die Bewertung der Forschungsergebnisse durch Gremien und Ausschüsse mit mehreren Wissenschaftlern stellt somit sicher, dass Fehler ausgeschlossen werden. Denn die Wissenschaftler überprüfen ihre Einschätzung im wechselseitigen Austausch. Gemeinsam erarbeiten sie schließlich eine Bewertung aller zugänglichen Forschungsarbeiten über die Wirkungen elektromagnetischer Felder. Ihr Urteil bekommt noch zusätzliches Gewicht, da die Wissenschaftler in der Regel unterschiedlichen Fachgebieten angehören. Jeder Experte bringt in das Verfahren also sein besonderes Fachwissen ein.

Die Fachgremien entscheiden unter Einbeziehung kritischer Positionen und unabhängig von der Einflussnahme betroffener Interessengruppen. So ist sichergestellt, dass verlässlich darüber geurteilt wird, ob Mobilfunk möglicherweise ein Gesundheitsrisiko darstellt.

Einstufung der Risiken

Bei der Bewertung eines Risikos unterscheidet man vier Stufen. Das geringste Gewicht haben die Gefahrenbefürchtungen. Sie bezeichnen die Vermutung, dass von der Wirkungsquelle, der sogenannten Noxe, ein unbekanntes Gesundheitsrisiko ausgeht, ohne dass wissenschaftliche Anhaltspunkte für gesundheitsschädliche Auswirkungen vorliegen. Dies betrifft laut ECOLOG-Institut für sozial-ökologische Forschung den Großteil der Aussagen zur Schädlichkeit der elektromagnetischen Felder des Mobilfunks. Derartige Gefahrenbefürchtungen sind in der Regel Anstoß für weitergehende wissenschaftliche Untersuchungen.

Von einem Gefahrenverdacht, als der nächst höheren Stufe, spricht man bei nachweisbaren biologischen Effekten, die möglicherweise ein Gesundheitsrisiko darstellen können. Die dritte Stufe, der sogenannte Gefahrenhinweis, liegt vor, wenn wissenschaftliche Untersuchungen Hinweise auf eine gesundheitsschädliche Wirkung der Noxe ergeben, aber ein Nachweis der ursächlichen Zusammenhänge fehlt.

Der Gefahrennachweis ist hingegen erbracht, wenn mehrere unabhängige Studien die gesundheitlichen Auswirkungen einer Noxe bewiesen haben und zudem ein eindeutiges Wirkungsmodell für den Zusammenhang zwischen Einwirkung auf den Organismus und negativer Auswirkung aufgezeigt werden kann. In Deutschland bildet die Stufe der Gefahrenbefürchtung bereits einen hinreichenden Ausgangspunkt für weitergehende intensive Forschung.

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